„Work-Life-Balance“ – kaum ein Begriff hat in der Arbeitswelt der letzten Jahre so schnell an Bedeutung gewonnen.
Die früheren Generationen strebten nach Arbeit als Erfüllung im Leben, doch mit der Automatisierung und immer mehr Vollbeschäftigung verschieben sich die Prioritäten. Die jungen Mitarbeiter heutzutage sind hedonistischer veranlagt, sehen ihren Lebensmittelpunkt nicht wie früher entweder in der Arbeit oder im Familienleben, sondern gestalten ihre Leben in anderen Strukturen.
Arbeitgeber mit flexiblen Arbeitszeitmodellen und offenem Ohr für private Anliegen sind immer mehr gefragt. Immer häufiger taucht die Frage nach einem sinnvollen Verhältnis zwischen Arbeit und Freizeit auf. Ebenso wie die Frage: Ist „Work“ nicht auch ein Teil des „Life“?
Die „Work-Life-Balance“ ist definiert als ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Berufsleben und Privatleben. Ein erstrebenswertes Ziel, ohne Frage – und doch im Alltag so schwer zu erreichen.
Das richtige Gleichgewicht zwischen Berufsleben und Privatleben ist essentiell für beide Bereiche: Wer im Beruf nicht aufgeht, fühlt sich oft unterfordert und ausgelaugt. Wer nicht genug Zeit für Hobbies, Freunde und Familie findet, leidet meist unter Stress und überarbeitet sich. Genug Energie für beides zu haben scheint oft fast unmöglich. Tatsächlich ist es ein Balanceakt, der schwer zu meistern ist, vor allem, weil Bedürfnisse und wirksame Methoden von Mensch zu Mensch variieren. Hier trotzdem einige Tipps, die für den einen oder anderen einen großen Unterschied machen könnten.
Tipps für eine gesunde Work-Life-Balance: Während der Arbeitszeit
- Zeit sinnvoll einteilen. Jeder Mitarbeiter sollte seine Zeit frei einteilen können. Menschen haben unterschiedliche Rhythmen, in denen sie produktiv sind oder eine Pause brauchen.
- To-Do-Listen machen. Wenn alles aufgeschrieben ist, dann muss das Hirn nicht an so viel gleichzeitig denken. Machen Sie sich Listen und priorisieren Sie diese.
- Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Starten Sie Ihren Tag mit der Aufgabe, auf die Sie am wenigsten Lust haben. Es wird ein sehr gutes Gefühl sein, das hinter sich gebracht zu haben.
- Viel Arbeit ist nicht zwingend schlimm. Nicht immer ist es schlimm, viel zu tun zu haben. Natürlich gibt es negativen Stress, jedoch ist es in vielen Fällen hilfreich, sich vor Augen zu führen, dass man seinen Job ja eigentlich gerne macht. Und wie schrecklich langsam und langweilig ein Arbeitstag voranschreiten würde, hätte man nichts zu tun.
- Auch Nichtraucher dürfen atmen. Kurze Pausen sind gesetzlich in Ordnung und psychologisch wie physiologisch wichtig. Bewegen Sie sich regelmäßig, gehen Sie an die frische Luft, trinken Sie einen Smoothie und laufen Sie um den Block.
- Niemals vor dem Rechner Essen. Es mag effizient erscheinen, aber eine Pause muss eine Pause sein. Gerade beim Essen trainieren Sie sich sonst ungesunde Verhaltensweisen an. Zudem kann ein kurzes Gespräch während eines Tunfischsandwiches Wunder für die Konzentration und Laune wirken.
Tipps für eine gesunde Work-Life-Balance: Während der Freizeit
- Feierabend ist Feierabend. Wenn Sie das Büro verlassen, schalten Sie das Geschäftshandy aus. Wenn Sie mit Kollegen ein Bier trinken, verbieten Sie Gespräche über die Arbeit. Natürlich geht das nicht immer, aber manche Themen werden auch nicht davonlaufen, wenn man sie bis zum nächsten Morgen aufschiebt.
- Nehmen Sie sich Me-Time. Nehmen Sie sich Zeit für sich selbst. Setzen Sie sich dafür wenn nötig feste Zeiten, in denen Kinder und Ehepartner aus dem Zimmer verbannt werden und nicht stören dürfen.
- Freunde und Familie sind das beste Heilmittel. Wenn die Arbeit einmal anstrengend war, dann ist sozialer Kontakt oft genau das Richtige. Auch wenn Sie sich nach einem langen Tag oft nicht in der Stimmung fühlen – ein wenig Lachen, Reden, sich Austauschen ist dann häufig nicht mehr Anstrengung, sondern wirkt revitalisierend.
- Schlafen Sie genug und machen Sie Sport. Bewegung und Ruhephasen sind unter den wichtigsten Elementen, um genug Energie für alle Lebensbereiche zu sammeln.
- Lassen Sie sich Arbeit abnehmen. Der Partner, Freunde und manchmal auch der Pizza-Lieferservice können hin und wieder Aufgaben in der Freizeit übernehmen.
- Hören Sie auf sich selbst. Der Körper und der Kopf zeigen oft sehr deutlich, was sie brauchen, um glücklich zu sein. Rückenschmerzen, Migräne, sich im Kreise drehende Gedanken und Schlafstörungen signalisieren, dass etwas nicht stimmt. Reagieren Sie.
Aber: Schließen Arbeit und Freizeit einander aus?
Traditionell ist das Berufsleben von Privatleben streng getrennt. Inzwischen jedoch werden immer öfter aus Kollegen Freunde, Weihnachtsfeiern enden in feuchtfröhlichen Grimassen-Selfies und so mancher Mitarbeiter sitzt auch noch um 23 Uhr nachts begeistert am Schreibtisch, um das Herzensprojekt noch etwas weiter zu perfektionieren. Die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen zunehmend. Zum einen ist das sicherlich lobenswert und angenehm, jedoch birgt diese Entwicklung auch Risiken. Wie fragt man die Chefin, mit der man gestern noch über Liebesprobleme philosophiert hat, nach einer Gehaltserhöhung? Wie sagt man dem Freund am benachbarten Schreibtisch, dass die Qualität seiner Arbeit in letzter Zeit nachlässt? Wie kommt man zur Ruhe, wenn an der Geburtstagsfeier über den neuesten Auftrag diskutiert wird?