
Immer mehr werden flexible Arbeitszeiten angeboten. Die neuen Modelle werden von Arbeitnehmern gerne in Anspruch genommen. Warum aber wird die klassische 40-Stunden-Woche immer unbeliebter? Oft wird von einer Wende in der Denkweise der Arbeitswelt gesprochen. Welche Alternativen zu klassischen Anstellungsverhältnissen dadurch inzwischen entstanden sind, erklären wir hier.
Menschen arbeiten tendenziell kürzer als früher, machen weniger Überstunden und arbeiten zum Teil zu sehr ungewöhnlichen Zeiten. Wird die Arbeitnehmerschaft fauler?
Das glauben wir nicht. Es handelt sich hier eher um eine Verschiebung der Einstellungen zu Arbeit und Freizeit. Die „Arbeit“ als Solche ist heute immer weniger eine Tugend, so viel zu Arbeiten und zu verdienen wie möglich nicht das oberste Ziel. Stattdessen liegen die Prioritäten der Arbeitnehmer heute oft bei Selbstverwirklichung und Zufriedenheit im Job. Arbeitnehmer wollen gerne arbeiten und ihren Job wirklich mögen, sind dann aber auch bereit, bei Bedarf überdurchschnittlich viel Energie in die Arbeit zu investieren. Flexible Arbeitszeiten tragen genau zu dieser Arbeitseinstellung bei. Es muss heutzutage eben die „Work-Life-Balance“ stimmen, die seit Burnouts die Medien beherrschen, immer mehr der Mittelpunkt der Diskussionen ist.
Welche Möglichkeiten gibt es also, Arbeitszeiten flexibler zu gestalten und an den eigenen Lebensrhythmus anzupassen? Und welche Vorteile haben die verschiedenen Regelungen für Arbeitnehmer und Arbeitgeber?
Die Mehrheit der Arbeitnehmer sucht nach einer flexiblen Lösung.
Über die Hälfte der Beschäftigten arbeiten, was die Arbeitszeit angeht, in Sonderformen. Einfluss darauf, welches Arbeitszeitmodell sinnvoll ist, haben verschiedenste Faktoren. Zum einen sind gesetzliche Vorschriften einzuhalten, außerdem gegebenenfalls tarifliche Vorgaben. Darüber hinaus muss der Arbeitgeber diverse betriebliche und branchenübliche Erwartungen erfüllen und der Arbeitnehmer versuchen, seine persönlichen Interessen zu vertreten.
Flexible Arbeitszeiten: Diese Modelle gibt es!
Flexible Arbeitszeiten können häufig am besten mit einer Teilzeitanstellung bewerkstelligt werden. Die klassische Teilzeitbeschäftigung findet innerhalb einer 5‑Tage-Woche statt, in der lediglich die am Tag abzuleistenden Stunden reduziert werden.
- Der Arbeitnehmer hat mehr Freizeit und weiterhin einen regelmäßigen Tagesablauf.
- Der Arbeitgeber verbucht oft höhere Effizienz der Arbeitnehmer.
Eine variablere Form der Teilzeitbeschäftigung sieht vor, dass die zu leistende Arbeitszeit im Vergleich zur Vollzeitanstellung reduziert und auf zwei bis fünf Werktage verteilt wird, die der Arbeitnehmer für sich völlig frei einteilen kann.
- Der Arbeitnehmer hat mehr freie Tage zur Freizeitgestaltung.
- Der Arbeitgeber verbucht höhere Effizienz und bei schwankendem Arbeitsvolumen eine bessere Auslastung
Beim so genannten Jobsharing teilen sich zwei Angestellte eine „Vollzeitstelle“. Absprachen zwischen den beiden Beteiligten müssen hier zuverlässig und eigenständig stattfinden. Jeder der beiden ArbeitnehmerInnen arbeitet so ganz flexibel zwischen zwei und vier Werktage in der Woche.
- Der Arbeitnehmer kann auch verantwortungsvolle Aufgaben weiterhin erfüllen und ist in seiner Zeiteinteilung sehr flexibel.
- Der Arbeitgeber erhält sich zu jeder Zeit während der Normalarbeitszeiten einen verantwortlichen Mitarbeiter.
Bei dieser Form der Teilzeitanstellung wird weiterhin Vollzeit gearbeitet, alle zusätzlichen Stunden, die so angesammelt werden, werden sozusagen „angespart“, sodass der Mitarbeiter bei Bedarf auch längere Urlaubsphasen nehmen kann. Sie ist eine der einfachsten Möglichkeiten, wirklich flexible Arbeitszeiten zu nutzen.
- Der Arbeitnehmer genießt einige steuerliche Vorteile und gewinnt Zeit für längere Freizeitphasen oder Weiterbildungen.
- Der Arbeitgeber kann Phasen der Unterauslastung besser bewältigen und den Mitarbeitern Zeit zur Fortbildung geben, während sie weiterhin in den Anwesenheitsphasen Vollzeit arbeiten.
Wenn in einem Team, zum Beispiel einer Abteilung, mehrere Angestellte auf Teilzeit-Basis arbeiten, kann eine besondere Regelung gefunden werden: Der Arbeitgeber gibt dann lediglich an, zu welchen Zeiten der Arbeitsplatz von wie vielen Angestellten besetzt sein soll. Die Aufteilung der Zeiten erfolgt dann Team-Intern.
- Der Arbeitnehmer ist sehr flexibel und kann auch kurzfristig agieren, der Team-Zusammenhalt wird gestärkt.
- Der Arbeitgeber kann eine optimale Auslastung der Mitarbeiter sichern und z.B. Stoßzeiten abfangen. Dabei sind auch kurzfristige Änderungen möglich.
Der Arbeitnehmer arbeitet nur in den Phasen, in denen das Unternehmen sehr viel Arbeitslast zu bewältigen hat, die ganze Woche in Vollzeit. Dafür hat er in Phasen mit Unterauslastung komplett frei.
- Der Arbeitnehmer hat ein sicheres, gleichbleibendes Gehalt und durchgehenden Versicherungsschutz, kann aber längere Freizeitperioden für sich nutzen.
- Der Arbeitgeber kann abzusehende Über- und Unterlastungsphasen ausgleichen und dabei Mitarbeiter nutzen, die keine Einarbeitung brauchen und auch nicht neu akquiriert werden müssen.
Der Arbeitnehmer ist von zuhause aus zu bestimmten Arbeitszeiten tätig und zu diesen Zeiten auch für den Arbeitgeber erreichbar.
- Der Arbeitnehmer spart Fahrtkosten und ‑zeit und kann in seinem heimischen Umfeld arbeiten.
- Der Arbeitgeber spart Betriebskosten.
Der Arbeitnehmer arbeitet zu wechselnden Tageszeiten, wie beispielsweise in Tages‑, Nacht‑, Früh- oder Spätschichten. Diese Form der Arbeitszeitregelung ist vor allem in Branchen nötig, in denen rund um die Uhr Tätigkeiten zu verrichten sind. Dabei ist insbesondere auf die gesetzlich vorgeschriebenen Ruhezeiten zwischen den einzelnen Schichten Wert gelegt werden.
- Arbeitnehmer können in Schichten arbeiten, die gut zu ihrem eigenen Tagesrhythmus passen.
- Arbeitgeber sichern sich die Präsenz der Arbeitnehmer zu allen wichtigen Geschäftszeiten, beispielsweise zur effektiveren Nutzung von Maschinen.
Hier kann der Arbeitnehmer oder die Arbeitnehmerin selbst einteilen, wann genau er oder sie arbeiten möchte. Meist ist ein grober Zeitrahmen, in dem die Arbeit verrichtet werden kann, vom Arbeitgeber vorgegeben — innerhalb dieses Rahmens ist der Arbeitnehmer aber in seiner Zeiteinteilung komplett frei.
- Der Arbeitnehmer ist sehr flexibel und kann seine Arbeitszeit auf seinen persönlichen Arbeitsrhythmus und persönlichen Termine anpassen — flexibel und spontan komplett ohne Absprache.
- Der Arbeitgeber kann die betriebliche Arbeitszeit aufstocken, zudem sorgt die eigenverantwortliche Zeiteinteilung für höhere Mitarbeitermotivation.
Flexible Arbeitszeiten sind eines, flexible Arbeitsstätten nochmals ein anderes Thema. Verbinden lässt sich dennoch beides: Arbeitnehmer mit einer Regelung zur Telearbeitszeit befinden sich beispielsweise niemals oder sehr häufig nicht in der eigentlichen Betriebsstätte, sondern arbeiten von einem anderen Ort aus.
- Der Arbeitnehmer kann Fahrtzeiten reduzieren und von unüblichen Orten aus arbeiten (beispielsweise aus dem Ausland).
- Der Arbeitgeber kann auch weiter entfernte Kunden durch einen Mitarbeiter vor Ort betreuen lassen.
Bei der Arbeit mit einem Zeitkonto wird die Arbeitszeit genau erfasst und es wird ein Konto geführt, das den genauen Stand anzeigt.
- Der Arbeitnehmer kann sich die Arbeitszeit einteilen und hat immer eine Nachweismöglichkeit bezüglich seiner verrichteten Arbeitsstunden.
- Der Arbeitgeber kann Überstundenzuschläge vermeiden und behält einen guten Überblick über die verrichteten Arbeitszeiten.
Die Arbeit auf Abruf ist wird sehr flexibel eingesetzt. Nur akut benötigte Arbeitszeit wird in Anspruch genommen und vergütet.
- Der Arbeitnehmer arbeitet sehr flexibel, muss sich nicht an eine vorgegebene Tagesroutine halten.
- Der Arbeitgeber kann kapazitätsorientiert auf Arbeitnehmer zugreifen und kann so schnell auf schwankende Auslastungen reagieren.
Das Sabbatical, oder der “Langzeiturlaub”, ist ein Trend der sich erst in der letzten Zeit etabliert hat. Gerade große Unternehmen bieten ihn immer häufiger an. Der Mitarbeiter verzichtet für eine bestimmte Zeitspanne auf seinen Lohn oder sammelt Überstunden an, um später eine lange Freizeitphase zu nehmen. Meist werden solche Modelle auf ein Jahr ausgelegt.
- Der Arbeitnehmer kann sich Zeit für eine lange Reise, Fortbildung, die Familie oder Ähnliches nehmen, ohne seinen Job zu verlieren.
- Der Arbeitgeber schafft eine Möglichkeit zur Work-Life-Balance, die gerade für hochrangige Mitarbeiter oft nötig ist.
Es wird nur das zu verrichtende Arbeitsvolumen bis zu einem bestimmten Zeitpunkt, nicht die Arbeitszeit festgelegt.
- Für den Arbeitnehmer bestehen keine zeitlichen Verpflichtungen, er sehr entscheidet über die Zeiteinteilung.
- Für den Arbeitgeber ist eine solche erfolgsorientierte, ergebnisgesteuerte Arbeitsweise häufig sinnvoll.
Eltern können diese Zeit ab Geburt ihres Kindes bis zur Vollendung seines dritten Lebensjahres nutzen, um bis zu dreißig Stunden wöchentlich zu arbeiten. Das gilt sowohl für Väter als auch für Mütter.
- Für Arbeitnehmer steigert sich so die Vereinbarkeit zwischen Karriere und Familie massiv, Betreuungskosten können eingespart werden, es wird ein komplettes Aussteigen aus dem Beruf verhindert.
- Für Arbeitgeber wird so ein komplettes Ausfallen des Mitarbeiters vermieden.
Diese Art der Beschäftigung ist dazu gedacht, älteren Mitarbeitern einen fließenden Übergang in den Ruhestand zu ermöglichen, statt einem abrupten Abbruch der Vollzeitbeschäftigung. Die Arbeitzeit wird meist sehr flexibel gestaltet.
- Der Arbeitnehmer kann sich seines geregelten Einkommens sicher sein und bewältigt langsam den Übergang in den Ruhestand.
- Der Arbeitgeber kann weiterhin auf die Erfahrung des Mitarbeiters zurückgreifen und sie zur Einarbeitung von eventuellen Nachfolgern nutzen. Der Übergang zwischen den alten und neuen Mitarbeitern funktioniert so fließend.
Beim Modell der Vertrauensarbeitszeit wird im Vertrag eine zu erledigende Arbeitsleistung festgelegt, die dafür benötigte Arbeitszeit wird nicht kontrolliert.
- Der Arbeitnehmer ist frei in seiner Zeiteinteilung und profitiert von schnellem und effizientem Arbeiten.
- Der Arbeitgeber schafft Motivation unter den Mitarbeitern und eine ergebnisorientierte Arbeitsweise. Es ist kein Verwaltungsaufwand zur Zeiterfassung nötig.
Diese Regelung für flexible Arbeitszeiten wird vor allem von Eltern und Studierenden gerne genutzt. Das Entgelt darf 450,- EUR nicht überschreiten, die Arbeitstage werden zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer abgestimmt.
- Für den Arbeitnehmer ist diese Art der Anstellung perfekt als Nebenverdienst ohne finanzielle Nachteile.
- Für den Arbeitgeber können so zusätzliche Ressourcen genutzt werden, die je nach Bedarf eingestellt werden.